Hackschnitzel

Im Oktober lud die Gemeinschaft Sulzbrunn zu einem Energiesymposium ein. Lennart Schütz aus dem ZEGG nahm daran Teil. Hier sein Bericht:
Vorgestellt wurde ein neues Energiekonzept, das die Gemeinschaft über mehrere Jahre ausgearbeitet und umgesetzt hat.

Ziel war eine fossilfreie Wärme- und Energieversorgung, und aus ZEGG-Sicht klang das erst mal unspektakulär: Hackschnitzelheizung, Blockheizkraftwerk, Scheitholzkessel, Nahwärmenetz, Solarthermie, Photovoltaik... haben wir alles auch. Und doch wurde in Sulzbrunn manches einen Schritt weiter gedacht als im ZEGG, wo vor gut zehn Jahren ein ähnlich ambitioniertes Energieprojekt realisiert worden war.

Ein wesentlicher Unterschied besteht im Energieträger: das Blockheizkraftwerk wird mit Holzhackschnitzeln betrieben, während der Energieträger im ZEGG noch Erdgas ist (einen Großteil der Wärmeenergie erzeugen wir allerdings auch schon aus Holz). Zudem werden die Hackschnitzel mit Sonnenwärme vorgetrocknet, dadurch steigt der Heizwert erheblich. Das Blockheizkraftwerk deckt einen wesentlichen Teil des Energiebedarfs ab, so dass deutlich weniger Strom als bisher zugekauft werden muss. Eine interne "Energieampel" zeigt jederzeit, ob Strom aktuell im Überschuss zur Verfügung steht, und motiviert, größere Verbraucher nur während dieser Zeiten einzuschalten.

Schema

Zu der Veranstaltung waren alle Interessierten eingeladen. Bei der Vorstellungsrunde stellte sich schnell heraus, dass viele Teilnehmende ebenfalls in Gemeinschaft leben. So war der Ton sehr vertraut und es fühlte sich immer wieder nach einem inoffiziellen GEN-Treffen an.

Ob Holz noch als regenerativer Energieträger angesehen werden darf, wurde ja jüngst in Zweifel gezogen. Eine Einschätzung dazu gab ein Mitarbeiter der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft. Die Detailtiefe des Vortrags brachte einige Zuhörende an ihre Grenzen. Mitgenommen habe ich aber, dass es wenig Alternativen zur Bewirtschaftung des Waldes gibt und unsere Wälder einen wichtigen Beitrag zu einer umweltfreundlichen Energieversorgung leisten. Sie könnten durchaus sogar als CO₂-Senke betrachtet werden - hätten sich nicht andere Bereiche wie etwa der Verkehrssektor diesen bilanziellen Gewinn bereits einverleibt. Sonst - so der Referent - müsste man ja ein Tempolimit einführen, anstatt sich noch eine Weile die Bilanz schönzurechnen.

Im Lauf der folgenden zwei Tage folgten viele weitere Vorträge im Stundentakt: Holzvergaser-BHKW, Biogas, Salzwasser-Batteriespeicher, Wandtemperierung, Saisonalspeicher, Photovoltaik-Selbstbau, Wärmepumpen... Erfreulich war, dass einige der Expert*innen das ganze Wochenende über vor Ort blieben, und so viel Gelegenheit war, sich während der Mahlzeiten und Pausen weiter auszutauschen. Mir schien, dass es viele auch sehr genossen, in einen solchen gemeinschaftlichen Rahmen einzutauchen.

An den Abenden war Zeit für Austausch und Reflektion - da wurde weiter angeregt diskutiert, aber es fanden auch leisere Töne Platz. Das Programm war sehr techniklastig, die Besuchenden überwiegend männlich - das war manchen zu einseitig. Nach einem Vortrag über Tiefenbohrungen (Geothermie), die zur Wärmegewinnung mehrere hundert Meter oder gar einen Kilometer in die Erde reichen, formulierte eine Teilnehmende ihr Unbehagen. Sie würde vor einem solchen Schritt zumindest Mutter Erde um Zustimmung fragen wollen. Auch wenn solche Überlegungen eher nicht Teil meines alltäglichen Gedankenkonstrukts sind, fand ich sie als Gegengewicht doch wohltuend. Das Stichwort Degrowth oder Überlegungen zur globalen Fairness unseres ökologischen Fußabdrucks habe ich während der Vorträge kaum gehört (die Podiumsdiskussion und einen Workshop "Klimagefühle" am letzten Tag habe ich verpasst).

Aus dem Abschlussvortrag von Hans-Josef Fell ist mir am eindrücklichsten folgender Satz hängengeblieben: "Erdöl und Erdgas finanzieren Krieg und Terror". Das lässt mir seither keine Ruhe und ich überlege, inwieweit sich unserem Energiekonzept ein Update verpassen lässt. Immerhin haben wir vor einem Jahr begonnen, unseren Energieverbrauch detailliert zu erfassen und können damit erste Rückschlüsse ziehen, wo Modernisierungs- und Einsparmaßnahmen die größte Wirkung entfalten würden. Das wird uns in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen, und ich bin froh über alle Kontakte, die ich auf dem Symposium knüpfen konnte, damit wir diesen Weg nicht alleine gehen müssen.

Lennart Schütz

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