Mitte November hat die ZEGG Gemeinschaft einen Beschluss über die neue „Gemeinschaftsdomäne“ gefasst. Was bedeutet „Gemeinschaftsdomäne“? Domäne ist ein Begriff aus der Soziokratie und beschreibt den Zuständigkeitsbereich eines Kreises. Also wer genau „die Gemeinschaft“ ist und welche Aufgaben sie übernimmt. Oder provokanter: Wer darf was entscheiden?

MinamiKreis 1200Hintergrund dieser neuen Klärung ist eine langjährige Diskussion, die in Zeiten der Covid-Verordnungen und schnell nötigen Entscheidungen akuter wurde: Wofür ist die Gesamtgemeinschaft zuständig und wofür der Betrieb, das Management, die Geschäftsführung oder einzelne Arbeitsbereiche?Die Gemeinschaftsdomäne beschreibt dabei den Zuständigkeitsbereich der Gemeinschaft (das Spielfeld) und nicht die genaue Ausführung (das konkrete Spiel).

Zum Beispiel wurden die folgenden Entscheidungen als Domäne der Gemeinschaft beschlossen:

    • Entscheidung über die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft (Aufnahme, Ausschluss und das Verfahren dazu)

    • Entscheidung über die Organisationsstruktur der Gemeinschaft sowie der ZEGG gGmbH

    • Entscheidung über größere finanzielle Vorhaben der Gemeinschaft und der gGmbH

    • Entscheidungen, die die gGmbH betreffen,, u.a. die Wahl der Geschäftsführung

    • Festlegung eines Entscheidungsprozederes, welches auch in Konfliktsituationen die Handlungsfähigkeit der Gemeinschaft sichert

Warum gibt es diesen strukturellen Veränderungsprozess?

Ausgangspunkt des Veränderungsprozesses war das Bedürfnis, unsere internen Strukturen, also sowohl die der ZEGG- Gemeinschaft als auch der gGmbH, so umzubauen, dass folgende Ziele besser umgesetzt werden können:

  1. Der „Gemeinschaft“ zu erleichtern, sich wieder mehr mit ihrer Vision und Mission zu befassen und diese wirksam im Alltag umzusetzen.

  2. Der „Gemeinschaft“ mehr Möglichkeiten zu geben, inhaltlichen Einfluss auf die Tätigkeit der gGmbH zu nehmen.

Wenn wir diese Ziele betrachten, ist unser Prozess noch nicht abgeschlossen. Wir werden uns deshalb in den kommenden Intensivzeiten mit weiteren Schritten befassen, um die Wirksamkeit der Gemeinschaft zu erhöhen. Es ist uns bewusst, dass es neben passenden Strukturen auch eines sozialen Prozesses bedarf, um eine aktive gestalterische Haltung in der „Gemeinschaft“ zu fördern.

Minami Gespräch

Wie läuft ein solcher Entscheidungsprozess konkret ab?

In der Januar-Intensivzeit beschloss die Gemeinschaft als Vollversammlung, dass es eine Arbeitsgruppe aus sechs Mitgliedern geben solle und wählte diese. Die Arbeitsgruppe „Gemeinschaftsdomäne" traf sich über mehrere Monate und erarbeitete eine Vorlage. Diese wurde dann in verschiedenen Gremien vorgestellt und diskutiert, zum Beispiel im Management und im Organisationsentwicklungskreis. Es wurden Gespräche geführt und Ideen gesammelt.

Am Ende wurde die verbesserte Vorlage in einer Vollversammlung abgestimmt. Auch hier wurden wieder Verständnisfragen gehört, danach Bedenken und Verbesserungsvorschläge gesammelt und ein Konsent eingeholt. Im Gegensatz zu einem Konsens (alle sind sich einig) ist entscheidend für einen soziokratischen Konsent, dass alle mit der Entscheidung mitgehen können. Das heißt, es gibt keinen schwerwiegenden Einwand einer/s Beteiligten gegen den Vorschlag. Beschlüsse werden so im Sinne eines gemeinsamen Ziels gefasst und Bedenken werden gehört und integriert. Während ein Konsens eine Einigung ist, ist ein Konsent das Einverständnis aller im Sinne der Zielerreichung.

Lebhafte Diskussionen gab es zum Beispiel darüber, wer eine Versammlung einberufen kann und warum die Entscheidungen nur von stimmberechtigten Vollmitgliedern getroffen werden sollen. Ein langjähriges Mitglied wies darauf hin, dass ein Drittel der am Platz lebenden Menschen keine stimmberechtigten Mitglieder sind, sich jedoch als Teil der Gemeinschaft sehen und aktiv zu dieser beitragen, beispielsweise durch Mitarbeit im Bildungszentrum, Gästehaus, Garten oder Gelände-Team.

Daraus entstand zwischenzeitlich der Vorschlag, es nicht die Domäne der Gemeinschaft, sondern die „Domäne der stimmberechtigten Gemeinschaftsmitglieder“ zu nennen, was doch etwas umständlich wäre. Am Ende war der Konsent: „Die Erweiterung des Kreises der Stimmberechtigten kann beschlossen werden“ und wurde bei weiterhin zwei leichten Bedenken verabschiedet. Denn nur schwere Bedenken verhindern einen soziokratischen Konsent. Es müssen nicht alle wie beim Konsens einer Meinung sein.

Wenn dich unsere Domänenbeschreibung tiefer interessiert, findest du hier ein PDF zur Gemeinschaftsdomäne.

 

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