Jenny

„Manchmal werde ich noch überrascht angeschaut, wenn ich erzähle, dass ich am Wochenende mit meiner Liebsten am See war“, erzählt Jennifer Burmeister aus dem ZEGG. „Du liebst eine Frau? Hätte ich nie gedacht“, bekomme sie dann oft zu hören. „Ich wünsche mir eine Welt, in der es okay ist, einen Menschen zu lieben und zu begehren, unabhängig von geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung“, so Burmeister. Sie will die Normalität queeren Lebens zeigen, deshalb organisiert sie den ersten CSD und die erste Pride-Parade in Bad Belzig mit.


Pride oder CSD, kurz für Christopher Street Day, steht für einen Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*- und Intersexuellen sowie weiteren queeren Menschen (LSBTIQ*). Am Samstag, den 15. Juni wird erstmals auch in Bad Belzig und im Landkreis Potsdam-Mittelmark für die Rechte dieser Gruppen und allgemein für ein friedliches Zusammenleben demonstriert. Beim anschließenden Toleranzfest geht es darum, dass alle Menschen im Fläming ohne Angst leben können.

Dank der musikalischen Begleitung durch einen DJ-Wagen kann bei der Demo auch getanzt werden. Auf dem Markt geht es von 14:00 bis 17:00 Uhr mit mehr Musik, Redebeiträgen und Infoständen weiter. Für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt.

Im internationalen Vergleich ist Deutschland in Sachen Gleichstellung schon sehr weit. Gleichgeschlechtliche Paare können heiraten und seit Mai diesen Jahres ist es durch das Selbstbestimmungsgesetz leichter geworden, den Geschlechtseintrag zu ändern. Die gesellschaftliche Realität sieht jedoch anders aus. Auch in Deutschland gibt es Gewalt gegen Menschen, die nicht in das Bild der vermeintlichen Normalität passen. Im Jahr 2022 gab es durchschnittlich drei Fälle von Hasskriminalität gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen pro Tag.

CSD BadBelzig

Das Organisationsteam des CSD will eine Atmosphäre des Respekts, der gegenseitigen Wertschätzung und Akzeptanz fördern und einfordern. „Wir wollen, dass Vielfalt in der Gesellschaft sichtbar wird, auch um Rückschritte bei der rechtlichen Gleichstellung zu verhindern“, sagt Annik Trauzettel aus dem Team, die ebenfalls im ZEGG lebt. Dass Rechte jederzeit wieder zurückgenommen werden können, zeigt das Beispiel Ungarn. Dort ist es seit 2021 verboten, Jugendliche über Homosexualität aufzuklären. Seit 2023 können Menschen, die die Rolle von Ehe und Familie in Frage stellen, anonym denunziert werden.

 
Auf dem Toleranzfest wird unter anderem Danny Hatscher sprechen, der die Veranstaltung für den DGB mitorganisiert. Er erklärt: „Unser Ziel ist es seit jeher, für eine gerechte und soziale Gesellschaft einzutreten. Als Gewerkschaften haben wir bisher viel erreicht, aber die täglichen Angriffe auf eine vielfältige, bunte und tolerante Gesellschaft und unsere Demokratie zeigen uns, dass unser Kampf noch lange nicht zu Ende ist. Die teilweise steigenden Zahlen machen uns große Sorgen, umso wichtiger ist es, ein starkes Zeichen zu setzen.“

 
Die Veranstalter:innen freuen sich auf ein buntes Fest der Lebensfreude, zu dem alle Menschen aus der Region eingeladen sind. Selbstverständlich können auch Heterosexuelle mitfeiern und sich für ein friedliches Miteinander aller Menschen einsetzen. Die Parade und das Fest haben einen politischen Anspruch, sollen aber auch Spaß machen. Wir als ZEGG sind froh, dass sich Menschen von uns so in der Stadt und Politik engagieren.

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