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Wir sind schon ein Phänomen. Seit 2012 gibt es die Gruppe. Acht Jahre ist es her, da haben wir zusammen ein ZEGG-Clubfest geleitet. „Jedes Jahr im Januar / mit bis zu 16 Frau und Mann / da ziehen wir ins Motel ein / da sind wir Radikal Ge-mein-sam“ – mit diesen Zeilen hatten wir uns zur Melodie von Degenhards „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ den Gästen vorgestellt.

Jetzt, im Januar 2025 sind wir wieder zusammengekommen, mit 14 Menschen diesmal – und weitgehend unveränderten Spielregeln: 13 Tage lang verbringen wir zwischen 16 Uhr nachmittags und 9 Uhr morgens unsere Zeit gemeinsam, lernen einander tiefer kennen, bewegen die persönlichen Themen und auch die großen ZEGG-Themen, reden, spielen, tanzen, kuscheln, kochen und essen miteinander und nutzen das reichhaltige Repertoire von Methoden, welches wir uns im Lauf der Jahre angeeignet haben. Das sogenannte Motel, normalerweise an Gäste vermietet, ist unser Heimatort, es bietet zwei große Räume, einer als Gruppenraum, der andere als Schlafraum genutzt, sowie eine Küche, die – mit ein bisschen Umräumen - auch Platz für gemeinsame Mahlzeiten bietet.

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Am Anfang, nachdem wir unumgängliche Abwesenheiten geklärt haben, steht ein rituell besiegeltes Commitment: „Ich bin dabei“. Und dann gibt es ein gemeinsames Brainstorming darüber, was mensch in den gemeinsamen Zeiten denn so machen kann / will / sollte. Das wird auf einem Flipchart mitgeschrieben und bleibt sichtbar für die ganze Zeit des Zusammenseins. Es ist jedoch keine Agenda, die abzuarbeiten wäre. Manches (vieles) davon passiert im Lauf der Tage, manches jedoch auch nicht. Andere Vorhaben kommen dazu. Wir bleiben ‚im Fluss‘.

Es gibt, anders als in den meisten anderen Intensivzeiten, keine vorher festgelegte Leitung. Für bestimmte Sequenzen natürlich schon – die wird vorher gemeinsam besprochen oder von dem Menschen bestimmt, um den es gerade zentral geht. Jeden Morgen (außer Sonntags) gibt es um 7:30 Uhr eine gemeinsame Morgeneinstimmung. Für deren Anleitung meldet sich jeweils eine Person, und die Vereinbarung lautet: „Egal ob’s mir gefällt – ich mache alles mit!“ Für manche war das durchaus herausfordernd (‚so viel Sport!‘), aber es hat geklappt.

Das Altersspektrum reichte bei diesem Treffen von 25 bis 77 Jahren. Wobei dieser Satz eher ein falsches Bild abgibt, die Mehrzahl der Teilnehmenden ist schon über 60 Jahre alt, nur Gerrit als mit Abstand Jüngster bleibt seit drei Jahren unverdrossen dieser Gruppe treu. Drei Menschen aus der Gruppe leben schon seit Gründungszeiten im ZEGG. Andere sind erst vor ein paar Jahren dazugekommen.

 

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Thematisch war in diesem Jahr auffällig, wie stark wir zwischen ganz intimen, persönlichen Anliegen von Einzelnen und den ‚großen ZEGG-Themen‘ hin- und oszilliert sind. Letztere betrafen oft die ökonomische Situation des ZEGG. Oder die bevorstehende Wahl einer neuen Geschäftsführung, oder die Fragen der Wohngenossenschaft – wobei, da wir ja alle Teil dieser gemeinsamen Unternehmung ZEGG sind, in die ‚großen Fragen‘ oft die ganz persönlichen hineinflossen. Ein Höhepunkt war der Abend zu ‚Privilegien‘, wo wir uns zu Fragen wie Wohnraumgröße, Einkommen, Vermögen und anderen Fragen im Raum positioniert haben. Eine Seite des Raums bedeutete ‚sehr viel‘ die andere ‚ganz wenig‘. Das Vertrauen in der Gruppe war groß, so dass es ganz leicht war, auch in heißen Fragen alle Karten auf den Tisch zu legen und dabei auch konkrete Zahlen zu nennen.

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Und neben aller Ernsthaftigkeit gab es natürlich auch Raum für entspanntes einfach-miteinander-Sein, für Klönen und Belangloses tun. Am späteren Abend waren ein paar Flaschen Wein durchaus willkommen, und besonders ein Brettspiel aus den 70er Jahren, ‚Hase und Igel‘, wurde von einigen fast täglich gespielt, nachdem ein Teil der Gruppe in die zeitweilig parallel stattfindende ‚soziale Intensivzeit‘ gewechselt und die Gruppengröße auf neun geschrumpft war.

Alles in allem sind bei diesem Januar-Treffen – das dreizehnte in Folge – unsere persönlichen Verbindungen und Freundschaften gewachsen, wichtige Themen wurden bewegt, und wir haben Energie getankt für die Herausforderungen, die in diesem Jahr vor uns liegen.

Georg Lohmann

 

 

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