Jedes Jahr im Spätwinter beschäftigt sich die Gemeinschaft mit dem Thema Statuswechsel. Jedes Mal ist das für viele der Beteiligten ein emotional aufwühlender, zeitintensiver und herausfordernder Prozess. Aber es hat sich gelohnt; im Großen und Ganzen blicken wir zufrieden auf diese Zeit zurück.
Bei wesentlichen, das ganze ZEGG betreffenden Themen entscheiden die „stimmberechtigten Gemeinschaftsmitglieder“. Um ein solches zu werden sind einige Stufen zu durchlaufen: Als erstes kommt ab Anfang Mai die Saisonier-Zeit, für die es Voraussetzung ist, direkt davor oder irgendwann früher einen Gemeinschaftskurs gemacht zu haben. Diese geht für diejenigen, die bleiben möchten und dafür von der Gemeinschaft eingeladen werden, über in die Wintergastzeit – und nach knapp einem Jahr leben im ZEGG kommt dann der erste Statuswechsel: Die Gemeinschaft lädt Wintergäste ein, zu bleiben und überzuwechseln In die ein- bis zweijährige tiefere Erprobungsphase, die wir seit einiger Zeit einfach Status X nennen: beide Seiten wissen noch nicht so ganz, woran sie miteinander sind, und ob dieser Mensch und diese Gemeinschaft wirklich zueinander passen. Für manche bereits nach einem Jahr, spätestens aber nach zwei Jahren erfolgt dann der Wechsel in den Status „stimmberechtigtes Gemeinschaftsmitglied“ – oder der Auszug aus dem ZEGG.
Der Ablauf im Detail hat sich über die Jahre immer wieder mal verändert, wird auch jedes Jahr erneut von verschiedenen Seiten aus in Frage gestellt – aber im Grundsatz ist es doch seit einigen Jahren im Großen und Ganzen ein sehr ähnliches Verfahren: Die Menschen stellen sich, ihre Vorhaben, Wünsche und Bedenken im Kreis der Gemeinschaft vor, beantworten Fragen und bekommen Feedback. Es gibt einen Zeitwächter – jede dieser Phasen dauert rund 10 Minuten. Anschließend beraten die stimmberechtigten Gemeinschaftsmitglieder (in Anwesenheit aller, die dabei sein wollen – nicht stimmberechtigte sitzen in der zweiten Reihe) – und dann wird abgestimmt. Notwendig für den Wechsel sind 2/3 JA-Stimmen der anwesenden stimmberechtigen Gemeinschaftsmitglieder. Ein Veto kann mit ¾ der Stimmen überstimmt werden, bei zwei Vetos ist das nicht möglich. Am Ende des Gesamtprozesses gibt es ein schönes Ritual, in dem die Menschen spür- und fühlbar in ihren neuen Status aufgenommen und willkommen geheißen werden .
In diesem Jahr waren es ungewöhnlich viele Menschen, die gewechselt haben, weil der Prozess im Vorjahr ausgefallen war, corona- und konfliktbedingt. Insgesamt 31 Menschen haben sich in unserer Mitte gezeigt. Es war ein gemeinsames Schauen und sich-zeigen und miteinander Ringen. Am Mittwoch, den 8.3. war es dann soweit: Die ZEGG-Gemeinschaft feiert und freut sich über: Fünf Menschen, die vom Wintergast in den Status X wechseln; 13 Menschen, die ihr zweites Jahr im Status X beginnen und neun Menschen, die neu als stimmberechtigte Gemeinschaftsmitglieder aufgenommen wurden. Für vier Menschen wird es so sein, dass sie nach einem oder zwei erfahrungsreichen Jahren hier das ZEGG im Lauf der nächsten Monate wieder verlassen werden und neue Wege einschlagen werden. Wir alle haben viel voneinander erfahren an diesen Nachmittagen, die ab Ende Januar dem Thema Statuswechsel gewidmet waren. Immer geht es auch um gemeinsame Wertebildung in diesem Prozess und so fühlen wir uns als Gemeinschaft verbundener als zuvor.
Die Fotos zeigen Bilder vom Übergangs- und Schwellenritual am Abschlusstag.
Georg Lohmann