Genossenschaftsgründung

Go for it! Eine friedvolle Welt ganz im Hier und Jetzt gestalten. Klimaziele 2030 erfüllen. Sanierungsbedürftigen Wohnraum ersetzen. Generationen in den Austausch und die KoKreation bringen. Immer umfassendere Räume sozialer Fairness kreieren. Experimentell, transparent und kalkulierbar zugleich sein, für uns und für unsere Freunde. Das ist eine Herausforderung im besten Sinne.

Über 20 dem Wohnen dienende Häuser gibt es im ZEGG, die in Zukunft klimagerechte Standards erfüllen sollen und über 50 bedachte Objekte. Eine Menge zu tun also. Unserem Ziel des genossenschaftlichen Wohnens, für alle Generationen faire und vom Mietspiegel unabhängige Mieten zu ermöglichen, gehen wir nun in Form einer Genossenschaft nach. Das Besondere an unserer Variante dieses Wegs: Wohnlösungen in gemeinschaftlichen KoKreationen zu erarbeiten, die Mitsprache aller Betroffenen zu ermöglichen und dabei durch eine hohe Eigenkapitalquote möglichst ohne Bankkredite zu wirtschaften.

 

Am vierten September erschuf unsere Gemeinschaft dazu ein zeitgemäßes Gefäß und verhalf mit 55 Gründungsmitgliedern, der ZEGG Wohnen eG i.G. das Licht der Welt zu erblicken. An den soziokratisch organisierten Körper der durch die Gemeinschaft beauftragten Bildungs-gGmbH schmiegt sich nun ein Genossenschaftskörper, in dem auch alle Mitglieder des ZEGG Trägervereins mitgestalten können. Damit verfügen wir über ein weiteres finanziell und organisatorisch dehnbares Gebilde, das attraktiv für Investitionen ist, die Pflege des Bestands und den Bau neuer Gebäude ermöglicht und das schon allein vom Genossenschaftsgesetz her der sozialer Fairness und Teilhabe verpflichtet ist.

Unsere Herausforderung auf diesem Weg? Das Thema Geld unter die Lupe zu nehmen, unterschiedlich verteilte Ressourcen sichtbar werden zu lassen und aus dem emotionalen Hintergrund von Scham zu lösen und wirksame soziale Ausgleichsprozesse zu kreieren. Wir sehen es als eine Fortsetzung der im ZEGG etablierten Liebeskultur auch das Thema Geld mit einzuschließen. Eine Genossenschaftsgründung sollte deshalb ungeachtet unterschiedlicher Ausgangslagen alle Gemeinschaftsmitglieder inhaltlich und finanziell einbeziehen.

Wie kam es zu unserer Genossenschaft? Die Frage ob ein solches Format dienlich wäre ist schon so alt wie das ZEGG selbst und ist zu unterschiedlichen Zeiten aufgeflammt. Konkreter wurde es Im letzten Jahr, als vier Menschen die sogenannte Siedlungsplanungsgruppe gründeten und beauftragt wurden, sich mit dem Thema Neubau auseinanderzusetzen. Sie entwarfen verschiedenen Szenarien und setzten sich damit auseinander, was der Platz und seine Bewohner*innen braucht. Unzählige Einzelgespräche wurden geführt und in diversen Veranstaltungen wurde gemeinschaftlich diskutiert.

Es zeigte sich die Sorge, ob die Teilhabe im Projekt noch für alle finanzierbar wäre, wenn sich aus dem Neubau hohe Kosten ergeben würden. Auch die Frage der Notwendigkeit und Kompatibilität einer neuen organisatorischen Struktur am Platz kam auf: Würde sich das ZEGG womöglich stärker in Richtung einer rigiden Wirtschaftsstruktur entwickeln und sich der Kapitalismus liebe-löschend Platz erschleichen?

Nach einem 100% Votum der Vollversammlung am 25.01.2023 zu einem go for Genossenschaft war dann klar - wir vertrauen darin, gemeinschaftliche Wege des sozialen Ausgleiches zur Not auch neu zu erfinden, um alle mitzunehmen.

Alle formal-gesetzlichen Voraussetzungen für eine Genossenschaft zu erfüllen, ist das Eine. Existentiellen Ängsten zu begegnen, das Andere. Dort setzten wir neu an. Die Gruppe KOALA (Ko-kreativ Angewandter LiebesAusdruck) gründete sich und wir begannen mit der Sammlung von Ideen für Austauschprozesse, um alle notwendigen Genossenschaftsanteile solidarisch zu finanzieren.

Genossenschaftsgründung 1

Mit 22 Ideen deckten wir sinnbildlich gesprochen Dachschindel für Dachschindel ein gemeinsames Dach, um bei der Finanzierung der notwendigen Genossenschaftsanteile sozial ausgleichen zu können und alle ins trockene zu bringen. Es entstanden Vorstellungen von Wabenstrukturen, Honigtöpfen, Energieobjekten, gemeinsamen Projekten und Bietrunden. Und gleichzeitig initiierten wir Gelegenheiten, um uns in immer intimer werdenden Räumen mit Themen wie Arbeiten und Sparen, Privilegien und Schicksalsschläge, Vertrauen schenken und Vertrauen bekommen, Geben und Nehmen, über unsere Geschichte mit Geld und der Rolle des Geldes in dieser Welt näher zu kommen.Wir experimentierten mit verschiedenen Formen finanzieller Solidarität und begannen, zaghaft und doch, mit einer stetig wachsenden Gewissheit auf der Welle neuer Möglichkeiten, für ein gut methodisch begleitetes finanz-solidarisches Miteinander zu surfen.Wichtig war uns, ein gegenseitiges Verständnis für die einzelnen Geldbiographien zu entwickeln und uns immer mehr aus Klischees und Bewertungen zu lösen. Es gab Begeisterung und Tränen und es entstand Berührung durch jede einzelne Erzählung, die die individuelle Biografie mit dem potenten Thema Geld verband.

Der Zeitraum der Genossenschaftsgründung kam näher. Die Wahl des Vorstandes und des Aufsichtsrates erfolgten im soziokratischen Wahlverfahren und da zum Gründungseintrag eines Genossenschaftsmitglieds von Gesetzes wegen auch die Zahlung des Pflichtanteiles gehört, haben wir uns schlussendlich für das Verfahren von Bietrunden entschieden, in denen alle auf Basis von Vertrauen und Selbsteinschätzung das beitragen, was sie können und möchten, eine ganz schön spannende, für viele neue Erfahrung.

In nur einem Durchlauf konnten wir den benötigten Betrag sammeln, alle Menschen mitnehmen und verschafften uns dabei sogar einen Puffer von 6000€ für unsere weiteren solidarischen Prozesse.

Diese werden wir auch brauchen, denn um unsere Eigenkapitalquote für einen Neubau zu erhöhen, werden wir mit der Übergabe der Mietverträge an die Genossenschaft, weitere nutzungsbedingte Pflichtanteile in die Genossenschaft einspeisen. Das sind zusätzliche Beträge von 6000-7000€ pro Gemeinschaftsmitglied, bzw. Genossenschaftler*in, bei denen wir gefragt sein werden, den ein oder anderen Anteil mitzutragen.

Mit einem solchen sozialen Hintergrund, immer besser aufgestellt, gehen wir nun die weiteren notwendigen Schritte zur Eintragung ins Genossenschaftsregister, erstellen Finanzpläne, arbeiten uns ins Genossenschaftsrecht ein und visionieren einen Neubau der für 10-20 Menschen zum Lebensraum werden soll. Durch unsere Fortschritte sind wir nun auch bald in der Lage, externen und internen investierenden Mitgliedern einen sinnvollen und gesicherten Platz für ihr Geld zu bieten.

Unsere ZEGG Wohnen Genossenschaft in Gründung hilft uns bereits jetzt, ein gesamtgesellschaftliches Problem in unserem experimentellen Gemeinschaftsraum zu erforschen und sozial zu lösen.

Sebastian Prüfer und Adrian Gutzelnig

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