Georg und Evelyn (1992-2014)
Es begann gegen jede Wahrscheinlichkeit: Ein sxuelles Abenteuer beim Tanz in den Mai im San-Diego-Café des ZEGG. 1992 war das.
Sie war verheiratete Mutter zweier Töchter, wohnte 250 km entfernt, und wollte mit ihrem Mann die ‚freie Liebe‘ ausprobieren. Oder genauer: Er wollte das.
Aber wir verliebten uns Knall auf Fall. Ich wohnte damals im ZEGG, zog ein Jahr später zu ihr, und vier Jahre später zogen wir als Familie zusammen wieder im ZEGG ein. Von ihrem Mann hatte sie sich mittlerweile getrennt. Wir warfen uns hinein ins volle ZEGG-Leben, übernahmen wichtige Aufgaben, haben Liebe und Sexualität erforscht, miteinander und auch mit anderen. Eine Zeitlang galten wir als eine Art Musterpaar der Freien Liebe.
Insgesamt waren wir 22 Jahre als Paar zusammen. Aber der Höhenflug der Anfänge bekam keine Dauer. In den letzten zehn Jahren unserer Partnerschaft wechselten sich Zeiten intimer, glückseliger Nähe relativ vorhersehbar ab mit Zeiten großer Distanz und Fremdheit, wobei letztere oft länger dauerten. Immer wieder gab es ‚Rettungsversuche‘ und neue Anläufe, aber die Lebenswege gingen auseinander.
2014, als ich mich in meine jetzige Frau Bettina verliebte, haben wir uns dann richtig und endgültig getrennt, mit einem kraftvollen Ritual, bei dem wir die Ringe, die wir einst einander geschenkt hatten, im Wald vergruben.
Was geblieben ist: Durch sie habe ich Familie bekommen. Ich hätte gerne Kinder gehabt – sie wollte keine weiteren. Und so wurde ich ein relativ engagierter Stiefvater, und als die Große, erst zwanzig Jahren alt, gleich Zwillinge bekam, auch ein begeisterter Stief-Großvater und am Aufwachsen der Zwillinge in den ersten 7 Jahren, als sie noch im ZEGG wohnten, stark beteiligt. Noch immer rührt es mich zu Tränen, wenn ich am Telefon mit ‚hallo Papa‘ begrüßt werde.